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Aquarell - Blut in Traenen 4

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Ein Bus fuhr weg und Benjamin erhob sich ebenfalls mit schwachem Körper...
Es war nun allmählich dunkel und auch die Temperatur sank – nicht minder Benjamins Moral und Neigung, immer wieder im Rausch zu versinken – dort wo Gefühle weder Orte noch Zeiten kannten, Beziehungen und auch nur eine verstümmelte Art, sich an denjenigen zu wenden, der sie klar und mit Akzeptanz spüren sollte.

Warum sollte Benjamin so leiden. Er fragte das immer aufs neue im Kern seiner Identifikation mit sich selbst.
Eine Antwort war bestimmt in dem Geist der alles miteinander verband und zu dem jeder „gratis Zugang“ hatte.
Benjamin stellte sich wahrscheinlich zur gedanklichen Ablenkung vor, wie er in diesen Geist eintauchte, ohne spezielles Ritual, ohne jede dies fördernde Droge.
Er schlotterte während er so in sich erst einmal suchte und wandte sich physisch gesehen in die Richtung zur Wohnung.


Dort saß Frederic gerade völlig mit Sorgen erfüllt am Küchenboden und stopfte ein paar Snacks in sich und es würgte ihn bei jedem Schluck Bier den er dazu machte.
Er hatte seit er vor etwa zwanzig Minuten selbst die leere zwei Mann – Wohnung betreten hatte schon fünf mal versucht, Benjamin zu erreichen, doch der hatte kein Gehör für das mobile Telephon, da der Stadt - Lärm und sein veränderter Bewusstseinszustand ihn durch eine verzweigte Straße führten, wo man nicht mit Telefonen oder Computern in Verbindung kam und auch nicht wenn man es gerade wollte...
Benjamin war dabei einzusehen, wie die Wege des Universums auch auf denen der Stadt ihre Spuren zogen und wieder zurück.
Er war durch das Herumlungern der letzten wenigen Tage irgendwie vom Boden abgehoben, obwohl ein Berg aus „Tränen - Kanistern“ ihn nach unten ziehen wollte...irgendwas gab ihm einen Einblick in etwas, was er für einmalig hielt, doch wahrscheinlich Viele auf ihre Art durchlebten.

Vielleicht war er aber auch so betrunken, dass er auf „der anderen Seite“ wieder nüchtern herauskam, zu nüchtern, um sich mit Banalitäten abzugeben. Er kehrte für diese Zeit erst einmal den Kummer in Antriebskraft um, die ihn die „Stadt“ einmal von einer anderen Seite zeigte.
Er erwachte zum Leben hinter einer nebeligen Grenze.
Dort sah er Frederic einfach nur an und erkannte den absoluten Bruder in ihm. Er hatte nie um Hilfe fragen müssen...Frederic sah ihn an und wusste was zu tun war...
Obwohl der Junge erst fünfzehn Jahre alt und schon fast offiziell psychisch krank war, meisterte er seinen Teil der Umstände aus dieser Perspektive meisterhaft....

Als er Sarias „Zone“ streifte – nicht mehr – sah er wie auch sie traurig aus dem Fenster schaute, jedoch eine unvernünftige Art der „Vernunft“ sie vom Fenster wegzog und sie so aus dem Sichtfeld von Benjamin brachten....
Was sie jetzt wohl machte, woran sie wohl dachte?
Egal, sie hatte ihn schwer verletzt und ohne erwähnten Grund alle Bande gebrochen...für immer...

Er grüßte seine Dealer mit: „Hey Alter, alles klar so weit?“ Sie winkten ihn nur kurz zu und zählten Stapel an dreckigem Geld und grinsten dabei einander an, währen jeder sein Messer unter dem Tisch fest hielt...
Benjamin dachte nicht darüber nach, denn hätte er die jemals getan, würde er diese Typen vielleicht gar nicht kennen – zumindest nicht so „gut“...

Benjamin steuerte mit seinem Körper heimwärts, doch seine Gedanken und vor allem die traumartigen Visionen die ihn immer wieder vom bewussten Umfeld wegzogen, ließen den Weg anders anmuten als er sonst immer gewesen war. Er war umrandet mit seiner Seele und bebildert mit dem Inhalt von Gedanken aus den letzten Tagen, aber auch die fernere Vergangenheit mischte sich dazu und ließ ihn Schlüsse ziehen.
Es war eigentlich kein übersinnlicher Schub an Erinnerungen, sondern viel mehr eine durch Sehnsucht geleitete „Mixtur“ seiner Gehirnchemie.
Er selbst konnte nicht sagen ob ihn die Bilder erfreuten, ängstigend oder ob sie aufschlussreich, oder sonst etwas waren.
Sie waren einfach aufgetaucht und bildeten eine neue Erfahrung für Benjamin, die er nun kannte, so wie er prinzipiell wusste ….wie...man sie in Erscheinung brachte!
Zumindest dachte er das...
Er erreichte bald die Heimat und setzte an zum Senkflug.
Als er nach seiner „Landung“ Frederic am Boden sitzen sah, bemerkte er, dass der nicht so gut gelaunt war, wie Benjamin es gerne gewesen wäre.

„Wo warst du so lange, Ben?“ Es war klar, dass dies nicht unwichtig war für Frederic, nachdem er das Schlimmste schon länger als Furcht gehabt hatte und seinen Bruder zur Zeit nicht wieder erkannte.
„Ich bin herumspaziert und habe ein paar für mich wichtige ….Örtlichkeiten aus sicherer Entfernung „besucht“. Bitte vertrau mir....ich lass dich nicht alleine zurück...!“
Frederic überlegte ob er die Begegnung mit...Saria erwähnen sollte, doch er lenkte ein, damit hätte er nur unnötig den Namen erwähnt, der so viel in der letzten Zeit zerstört hatte und  es jeder Zeit wieder tun hätte können, so gut kannte er seinen Bruder.
„Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Ich weiß, dass du zur Zeit …....dazu im Stande wärst ….echt etwas Falsches zu tun!“
Die letzten Worte klangen beinahe wütend, ja verbittert...
Das hatte Benjamin bemerkt und wollte nur, dass alles wieder entspannter wurde. Daher verzichtete er auf jedes blöde Kommentar und sagte nur mit seiner flüsternden Stimme: „Tut mir leid...!“ Dann verließ er zögerlich die Küche und verschwand in seinem Zimmer.
Frederic rauchte offensichtlich nervös und durcheinander die Zigarette so, als ob er sie aufessen wollte. Dabei schaute er nach oben und fragte im Herzen, warum sich alles so erschöpfend und zum fürchten spöttisch im Greis drehte. Nichts schien sich seit jenem Abend an dem Saria Benjamin verlassen hatte wieder ins Rechte gerückt zu haben. Er war so verzweifelt, da er seit damals seinen Bruder nicht mehr wiedererkannte. Warum nur musste er sich ängstigen wenn Benjamin für ein paar Stunden die Wohnung verließ? Oder für eine Minute... Früher war es nie so. Noch vor etwas mehr als einer Woche war das Leben eine Party, die man nur zwischendurch im Gang halten musste, oder sich ausruhte. Ansonsten konnte er sich an keine Probleme erinnern. Was sollte diese deutliche Verschlimmerung der Lage und warum musste er stark sein, so wie noch nie zuvor?
Nun gut, sein Bruder, der ältere Bruder hatte Liebeskummer und damit ein klares Problem. Haben das nicht alle in dieser Situation? War das nicht DER Grund für Trauer und Probleme für Leute in ihrem Alter, einmal abgesehen von Unfällen und dem Elend das Problem „Nr.1“ alsbald als Folge hatte. Frederic kannte einige Dinge auf dieser Welt. Er hatte auch eine gewisse Allgemeinbildung parallel zu Leuten die auf Schulen gingen.
Doch was er nicht hatte war eine durch Konstanz erlangte Lebenserfahrung und damit war er gerade einmal ein kluger Junge für die Szene in der sich er und sein Bruder befanden, besser gesagt an deren Rande sie die Stellung hielten und zu viele Kontakte mieden, damit sie keine Schwierigkeiten am Arsch hatten.
Manchmal holen Probleme aber einen ein.
Man musste nur diesen Fall hier einmal nüchtern betrachten:
Trotz der sogenannten Vorsicht die sie zu halten glaubten, waren nun beide beinahe irre und zu dem hatte einer ein vorübergehendes, aber echtes Problem und Frederic selbst dachte nur noch an Psychosen, Ängste und Depressionen, was alles miteinander in Verbindung stand.
Er sah dennoch nun einmal nüchtern diese einfache Problemstellung. Wie würde man darüber in der Zeitung schreiben wenn einer von beiden wo runter springen würde, oder jemand anderen entweder mitriss oder einer von ihnen einen Amoklauf starten würde.
„Jugendliche Drogenabhängige mit Hang zu Gewalt und Autoaggressionen drehten durch und richteten sich selbst......“
Dies wäre alles. Der individuelle Liebeskummer würde vergessen werden – für alle Zeit, die Inhalte von Frederics Neurosen bezogen sich auf Drogen induzierte Depressionen, die überschwappten, da er niemals ein lebenswichtiges Ur - Vertrauen entwickelt hatte und daher schon seit er zwölf war die Schule schwänzte, trank und kiffte.
Dieses Verhalten baute auf sich auf und wenn man einmal nach vor spulte war ihre Situation so einmalig und individuell, wie es jede Lebenssituation aller Menschen war und zugleich nach „Schema F“.
Er wusste nicht warum, doch gab ihn diese Tatsache ein Maß an Sicherheit und Hoffnung zurück.

Er durchdachte dies und ging zu Benjamins Tür und klopfte.
„Komm schon rein!“
„Hast du irgendetwas erlebt oder zu erledigen gehabt...wie war dein Tag?“
„Na ja, ich wollte auf eine etwas unbeholfene Art an mir arbeiten. Doch „Verhalten von der Stange“ führt manchmal nicht zu viel...Erfolg. Doch als ich hier her zurückging wucherten meine Gedanken über mich hinaus und ein „Raum“ eröffnete sich mir, in dem... - ich sag´s dir - … eine Milde herrschte und letztendlich doch noch auf eine seltsame Art an zeitweiliger Einsicht und Dergleichen, mir Ruhe und etwas Frieden verschafften. Es tut mir leid, dass du dich sorgen musstest, doch ich schaukle selbst das noch, auch wenn ich wieder irrationale und für mein Alter entsprechende Verhaltensweisen zeige und mich vor Kram besaufe oder so.“
„Das...hört sich gar nicht so übel an, du machst wohl das Beste draus und lässt deine Kreativität spielen. Ich finde es gut, dass du nicht durch die geschlossene Tür hereingetorkelt bist und ...so weiter.“
„Danke, aber es bestehen noch Probleme, schwere Probleme die wir beide lösen müssen. Vielleicht ist der jetzige Moment der Akzeptanz nur eine kleine Oase in einer riesigen Wüste. Doch selbst dann werden wir nach vorne schauen,...so gut  jeder kann.“

Es war eigentlich die Güte des Lebens die solche Tage so ausklingen ließ. Frederic war so einigermaßen ausgeglichen und Benjamin schlief das erste Mal auch wegen eines gewissen Friedens ein.
Die Nacht war sternenklar und eiskalt. Jeder der in der ihr lebte hatte die Verhältnisse die er oder sie sich schuf und was das Leben dazu beisteuerte.
Der Frieden war nicht so trügerisch wie man es vermuten hätte können, doch er war etwas verlogen, denn am nächsten Morgen erwachten beide mit einem Gefühl von Leere. Leere die jedoch auch der Raum für etwas Gutes oder Neues sein konnte. Auf jeden Fall war keiner der beiden überrascht oder unzähmbar durcheinander auch wenn Benjamins erstes noch im Schlaf gesprochenes Wort „Saria“ war und sein Traum, was auch immer er beinhaltete ein Ende haben würde, ein Ende an das er sich noch nicht gewöhnt hatte, das aber allen Dingen bevorstand, die nicht für die Ewigkeit gebaut waren...

ENDE: AQUAREL – Blut in Tränen 4
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Für jene, die es interessiert: Teil 5 kommt sicher, aber verzögert. Ich habe einige Angelegenheiten zu klären, die meine literarischen Fähigkeiten beeinträchtigen. Bitte um Verständnis...